Erstmals ausgetragen am 29. Januar 1928 mit 17 Teilnehmenden, ist das Inferno-Rennen eines der ältesten heute noch zur Durchführung gelangende Skirennen der Welt.
 
Sir Arnold Lunn, Begründer des alpinen Skirennsports und damit auch des Arlberg Kandahars sowie des Inferno-Rennens, schreibt in seinem 1969 herausgegebenen Buch ‚The Kandahar-Story‘: „The Inferno remains today the only important Alpine race which is a real test of Alpine Skiing, for though there is usually a piste down to Mürren, the rest of the race down to Lauterbrunnen is almost always run on natural snow.“ (Das Inferno besteht heute noch als einziges alpines Rennen, welches einen wirklichen Test für alpines Skifahren darstellt, denn obwohl gewöhnlicherweise eine Piste vom Schilthorn nach Mürren führt, wird der Rest des Rennens bis nach Lauterbrunnen fast immer auf natürlichem, unbearbeitetem Schnee gefahren). Sir Arnolds Beschreibung des ersten «Teufelsrennens» am 29. Januar 1928 entnehmen wir folgendes: Der Massenstart erfolgte auf dem höchsten Punkt des 2970 m hohen Schilthorngipfels auf Kommando eines beteiligten Wettkämpfers. Diejenigen, welche es nicht gewagt hatten, bis auf den Gipfel hinaufzusteigen, warteten weiter unten und nahmen das Rennen erst auf, als die ganz oben Gestarteten bei Ihnen vorbeifuhren. Der Schnee war natürlich unpräpariert, und die Strecke enthielt ebenfalls einige Gegensteigungen sowie den  Langlauf entlang der Mürrenbahn von Winteregg bis Grütschalp. Doreen Elliott, die schnellste der vier beteiligten Damen, verlor beinahe 10 Minuten, weil sie zurückstieg, um einem Fahrer zu helfen, welcher sich eine Rippe gebrochen hatte. Trotzdem klassierte sie sich als Gesamtvierte. Der Sieger war Harold Mitchell, der die rund 14 km lange infernalische Strecke in 1 Stunde und 12 Minuten meisterte.

 
Die Zielmannschaft bestand übrigens aus einem einzigen Mann, einem Wettkämpfer, der infolge eines verstauchten Fusses nicht am Rennen hatte teilnehmen können. Dieser hatte tags zuvor seine Uhr mit der Sir Arnolds synchronisiert, und Letzterer gab ihm bei seiner Ankunft als Sechster in Lauterbrunnen die genaue Startzeit bekannt, woraus die Laufzeiten errechnet wurden.
 
In den folgenden Jahren (1929/30) war das Rennen eine reine Angelegenheit der Skipioniere aus Grossbritannien, und erst nach einem Unterbruch von 5 Jahren, als die Organisation vom 1912 gegründeten Ski-Club Mürren an die Hand genommen wurde, setzte sich der Name dieses skisportlichen Ereignisses auch international durch. Nach einem erneuten, durch den Zweiten Weltkrieg bedingten Unterbruch, wurde das „Teufelsrennen“ nun alljährlich ausgetragen. Vom ursprünglichen Massenstart war man inzwischen zum modischeren Einzelstart übergegangen, und die Teilnehmer rekrutierten sich nebst den einheimischen Skikünstlern vor allem aus Militärmannschaften Englands, Frankreichs, Italiens, der USA und der Schweiz. Am Charakter des alpinen Rennens änderte dies nichts.
 
Erst die steigende Zahl internationaler Skisport-Veranstaltungen bewirkte eine vorübergehende Abnahme der Popularität des Inferno-Rennens, in dessen Siegerliste damals so berühmte Namen wie C.E.W. Mackintosh (GB), Max Bertsch (Davos), Albert Gacon (F), und Bud Werner (USA) figurierten.
 
Als 1967 die Schilthornbahn damals als längste und modernste Luftseilbahn der Welt den Betrieb aufnahm, rechnete jedermann mit dem stillen Ende des altertümlichen, bis dahin nur auf unpräpariertem Schnee ausgetragenen Rennens. Aber gerade die Tatsache, dass der Start nun auch von Ortskundigen leicht per Luftseilbahn zu erreichen war und somit die Strecke auch in kurzer Zeit und ohne allzu grosse Anstrengung rekognosziert werden konnte, sowie das damals unveränderte Reglement, wonach weiterhin die Strecke nur teilweise präpariert und lediglich 3 Kontrolltore gesteckt wurden, die Linienwahl also weitgehend freigestellt war, verhalf dem Anlass zu einem unerwarteten Comeback auf internationaler Ebene.
 
Anfang der 70er Jahre wurde in Mürren der Entscheid gefällt, aus den Arlberg Kandahar Weltcup-Rennen auszusteigen und dagegen das Inferno Rennen zu fördern und für jedermann zu öffnen. Das Inferno Rennen wurde somit zum ersten Volksskirennen. Die Teilnehmerzahlen stiegen darauf von 300 kontinuierlich an und wurden im Jahr 1980 auf 1450 limitiert. Zu diesem Anstieg hat auch die seit 1975 ausgeschriebene Teamwertung «Sir Arnold Lunn Cup» beigetragen. 1998 konnte die maximale Teilnehmerzahl auf 1850 erhöht werden, wobei nach wie vor jedes Jahr einige hundert Bewerber abgewiesen werden müssen.
 
Der technische Fortschritt ermöglicht es inzwischen, die ganze Strecke maschinell zu präparieren. Aus Sicherheitsgründen mussten im Laufe der Jahre aber auch die Linienführung mittels zusätzlichen Kontrolltoren vermehrt vorgegeben werden. Die Zeitnehmung wurde vom ursprünglichen Handstopp immer wieder den neuesten Möglichkeiten angepasst. Heute erfolgt diese voll elektronisch mit einem Chip, der an jeder Startnummer befestigt ist. Auf der Strecke werden zudem zwei Zwischenzeiten genommen.
 
1985 wurde das Inferno-Rennen mit der Inferno-Super-Kombination ergänzt, bestehend aus Langlauf, Riesenslalom und Abfahrt. Der Langlauf wird seit 2003 als Nachtrennen rund um das Dorf Mürren ausgetragen.
 
Heute stellt das Inferno die alpine Parallele zu den bekannten und beliebten volkssportlichen Veranstaltungen auf dem nordischen Sektor (z.B. Vasalauf) dar. Hier steht noch die Teilnahme vor dem Rang, und allein wer Träger des Inferno-Abzeichens (des Teufels) ist, darf sich stolz zu den besten Skiläufern der Welt zählen.
 
Ehrenpräsident Kurt Huggler

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